Wir legen größten Wert darauf, jedem Kind die Eingewöhnungsphase so angenehm wie möglich zu gestalten. Deshalb orientieren wir uns an folgenden Grundsätzen.
Kinder bauen von Geburt an Bindungsbeziehungen zu Mutter und Vater oder einer anderen primären Bezugsperson auf. Solche Bezugspersonen sind für ein Kind unerlässlich und dienen ihm als "sichere Basis", von der aus es die Welt erkunden kann. Zu dieser Basis kann das Kind zurückkehren, wenn es sich unsicher fühlt.
Der erste Übergang von der Familie in eine familienergänzende Betreuung ist ein großer Schritt für alle Beteiligten.
Während der ersten Besichtigung und dem Aufnahmegespräch findet das erste gegenseitige Kennenlernen statt. Während dieses Gespräches bekommen die Eltern die Gelegenheit ihre Fragen, Ängste und Bedenken offen zu äußern.
Am ersten Tag der Eingewöhnung findet ein Austausch über die Eigenheiten, Vorlieben und Stärken des Kindes statt. Während dieses Gespräches wird den Eltern vermittelt, dass sie die Hauptbindungsperson bleiben. Durch diese Vermittlung sollen eventuelle Trennungsängste gemildert werden, um den Eingewöhnungsprozess nicht zu erschweren. Die ersten ca. drei Tage werden auch als Grundphase der Eingewöhnung bezeichnet. In dieser Zeit begleitet ein Elternteil oder eine andere primäre Bezugsperson das Kind zunächst für eine Stunde pro Tag zu mir, ohne sich von ihm zu trennen. Die Eltern verhalten sich während der Zeit im Kinderzimmer passiv, das Kind kann jedoch zu jeder Zeit Kontakt und Nähe zu ihnen aufnehmen. Das Kind wird nicht gedrängt, sich von den Eltern zu entfernen, wenn es sich sicher genug fühlt wird es von selbst beginnen die neue Umgebung zu erkunden. Aufgabe der Eltern während dieser Zeit ist es, dem Kind einen „sicheren Hafen“ zu bieten in den es jeder Zeit zurückkehren kann. Das Gefühl, jederzeit die Aufmerksamkeit von Mutter oder Vater zu haben, erleichtert dem Kind die Eingewöhnung erheblich und trägt zu einer guten Anfangssituation bei. Ich versuche während der Grundphase durch Spielangebote Kontakt zum Kind aufzunehmen, ohne es dabei zu bedrängen. Außerdem beobachte ich die Interaktion zwischen Kind und Bezugsperson, um Anhaltspunkte für den weiteren Verlauf der Eingewöhnung zu bekommen. Am vierten Tag wird eine individuelle Entscheidung über die Dauer der Eingewöhnungszeit getroffen. Habe ich das Gefühl, Kind und Elternteil fühlen sich wohl und sind angekommen, findet ein erster Trennungsversuch statt. Die Verabschiedung soll für das Kind bewusst sein und die erste Trennung nicht länger als maximal dreißig Minuten dauern. Die Bezugsperson bleibt jedoch in der Nähe, so dass sie jederzeit zurückkommen kann, falls das Kind sich nicht von mir trösten lässt wenn es weint. Wirkt das Kind schon nach ein paar Minuten verstört oder lässt sich nicht beruhigen, so kehren Mutter oder Vater schon nach wenigen Minuten zurück. Bei der Verabschiedung und dem Zurückkommen der Bezugsperson beobachte ich das Verhalten des Kindes. Je nach Reaktion des Kindes wird die Dauer des Aufenthaltes des Kindes ohne Bezugsperson in der Gruppe von Tag zu Tag etwas ausgeweitet, wobei die Bezugsperson sich immer noch in der Nähe aufhält. Positiv für das Kind ist es, ein Verabschiedungsritual einzuführen, dies gibt dem Kind Routine und Sicherheit. Akzeptiert das Kind die Trennung von der Bezugsperson noch nicht oder es lässt sich von mir noch nicht sicher trösten, werden weitere Trennungsversuche erst in der zweiten Woche unternommen. Die Eingewöhnung ist grundsätzlich abgeschlossen, wenn das Kind mich als „sichere Basis“ akzeptiert hat und sich trösten lässt. Selbst wenn es bereits eine Beziehung zu mir aufgebaut hat und mich als „sichere Basis“ anerkannt hat, kommt es häufig vor, dass Kinder beim Abschied von den Eltern protestieren. Dies zeigt nur ihr Bindungsverhalten und ist völlig akzeptabel, solange es sich danach beruhigen lässt und sich interessiert den gebotenen Aktivitäten zuwendet.
Der Ablauf der Eingewöhnung wird den Eltern mit dem Betreuungsvertrag, rechtzeitig vor dem Beginn der Eingewöhnung, zugesandt damit sie sich rechtzeitig mit dem Ablauf vertraut machen können. So will ich Ängsten und Unsicherheiten vorbeugen und Eltern und Kindern einen guten Start ermöglichen.